SCHIRM- EINE FLUCHT AUS DER REALITÄT

Ein Wesen, das nach Leben sucht. Ein Chor, der ein Gebet singt. Eine
abgenutzte Routine, die zu schmerzhaft ist, um sich zu ändern. Ist da
genug Platz unter diesen Schirmen oder brauchen wir neue? Was braucht
man, um sie zu finden?
Dies sind nur einige der Bilder, die der Dichter Fatah Farzam in seinem
neusten Theaterstück „Schirm“ verdeutlicht und thematisiert. Der Untertitel
„Eine performative Installation mit Lyrik“ scheint dem Stück durchaus
angemessen, da er auf die Kraft und interpretatorische Freiheit hinweist,
die sich aus der Kombination mehrerer Künste und ihrer gegenseitigen
Ergänzung ergibt. In der Tat ist dies ein ziemlich notwendiger Ansatz, wenn
man die komplexen Emotionen berücksichtigt, die jemandem durch den
Kopf gehen können, wenn sie eine ähnliche Erfahrung durchmachen, wie
die, die in diesem Stück dargestellt wird. Es ist die private, verborgene
Qual, die nicht jeder auf die gleiche Weise erlebt hat, aber in jedem Leben
einmal erlebt werden muss.
In diesem Fall ist es die fesselnde Darbietung von Xianghui Zeng, die es
dem Zuschauer ermöglicht, die volle Tiefe der sorgfältig ausgewählten
Zeilen aus Farzams Gedichten zu erleben. Seine Choreographie bringt das
Spektrum der Emotionen heraus, die mit Flucht, Isolation, Bedrohung
verbunden sind, alle zentrale Themen in Farzams Dichtung.
Sein explosiver, aber aufrichtiger Tanz wird hervorragend durch das
Raumdesign und die Requisitenauswahl von Anthoula Bourna ergänzt, die
bei der visuellen Darstellung von Farzams Gedichten helfen und einen
zusätzlichen Hauch von Trauer hinzufügen.
Obwohl die Regieentscheidungen in diesem Stück am Ende unklar bleiben,
muss erwähnt werden, dass Sophia Barthelmes Inszenierung ein Maß an
Bodenständigkeit und Flair hinzufügt, das es dem Publikum ermöglicht, sich
enger mit dem Thema des Stücks und seinem einzigen Darsteller zu
verbinden.
„Schirm“ ist eine bewegende Erforschung der Schirme des inneren Aufruhrs
und des Schreckens und ermöglicht es den Zuschauern, einen Blick in die
Probleme und das Leben seines Autors zu werfen, während es ihn
gleichzeitig einlädt, ihre eigenen zu erkunden, da jeder einmal im Regen
gefangen war und nicht wusste, wohin man als nächstes gehen sollte.

Milan Vidovic

(c) Wolfgang Rappel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.