Hoffnung auf Eskalation

Die ölgetriebene Apokalypse steht vor der Tür. Die Zeit ist knapp. Positive Veränderung nicht in Sicht. Und doch findet das Medium der Bühne einen Weg zur unterhaltsamen Eskalation.

Zwei Frauen wollen die Welt retten. Schluss mit der Luftverschmutzung, der kapitalistischen Gier und dem Klimawandel. Der Ölhahn muss zugedreht werden, bevor es zu spät ist und die Welt endgültig in ihrem Wandel verbrennt. Dies ist das Ziel. Der Schlüssel die Adria-Wien-Pipeline.

„was zündet, was brennt“ ist nicht nur ein Stück zur Aufklärung der Erderwärmung, sondern eine Aufforderung, die dem Gewissen mächtig einheizt. Doch was nach abgekauter Predigt klingt, ist vielmehr eine Komposition aus Fakten, Moral und Humor, die weder ermüdend noch langweilig ist.

Die Inszenierung von Marie Bues schafft es trotz der schwer verdaulichen Thematik, den Blick an die Szenerie zu binden. Die alufolienüberzogene Bühne, in Bildschirmkastenform (Pia Maria Mackert), die künstlerischen Videoclips (Grigory Shklyar) und bange, aber auch erheiternde Musik (Johannes Frick) strahlen alleinstehend schon eine starke Spannung aus.

Bühne und Technik schmieden ein simples, aber einprägsames Bild, das mit einer großartigen Darbietung des futuristischen Darstellerquartetts verschmelzt. Sei es Lisa Birke Balzers und Katrija Lehmanns in Sarkasmus getunkte Ernsthaftigkeit, Nico Links fesselnde Stimme oder Lukas Walchers charmante Darstellung eines Plastik-Dinos, dem die Luft ausgeht. Ein Ensemble, das einerseits hemmungslos Chips in sich reinschaufelt, anderseits durch lichtprojiziertes Öl langsam erstickt. Eine hervorvorragende Dynamik.

In einem geschickten Zusammenspiel aller Zutaten wird dem Publikum eine Realität serviert, die aktueller nicht sein könnte. Unbedachte Verschwendung von Ressourcen, steigende Spritpreise und das vorhandene Wissen über die Probleme, aber der Mangel zur eigenen Initiative. „was zündet, was brennt“ will nicht zum Nachdenken auffordern, sondern zum Handeln. Denn eine Eskalation ist unaufhaltsam, aber ihr Auslöser und Verlauf noch kontrollierbar.

Magdalena Schrefels Stück bringt das Thema schonungslos auf den Punkt, aber lässt den Zuschauer nicht voller Zweifel nach Hause gehen, sondern mit Antworten, die im Kopf bleiben und dem Antrieb der Hoffnung. Ein wichtiger Theaterabend für jeden Einzelnen.

Lisa Fuchs

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.