Wie beschreibt man am besten dieses Gefühl?

In dem Stück „piece for drumset and powerpoint” nimmt Max Smirzitz die Zuschauenden mit auf eine Reise durch seine eigenen Gedanken. Er lässt sie das Gesprochene lesen und das Gespielte hören und stellt die Frage wie man am besten Gefühle ausdrücken kann, die vielschichtiger sind, als eine einfache Emotion. Damit beschert er den Zuschauer:innen ein intensives Erlebnis, welches durch Musik, Schlagzeug und die visuellen Eindrücke einer PowerPoint-Präsentation vermittelt wird.  

Noch bevor das Stück anfängt, werden allen Zuschauenden bei der Ticketkontrolle Oropax mit auf den Weg gegeben. Den Rat, diese zu nutzen, zu befolgen ist klug. Denn die Vorstellung wird laut. Zum Teil wird sie auch grell, aber vor allem laut. Zunächst jedoch kommt man in einen Raum, der hauptsächlich durch eine riesige Projektion des Titels durch einen Beamer auf weißen Hintergrund erleuchtet wird. Es ist nicht vorgesehen, dass man auf Stühlen sitzt, sondern am Boden. Alternativ kann man sich auch gleich hinlegen, um so dieses Stück zu erfahren. Die Präsentation ist komplett in schwarz-weiß gehalten und zeigt einen Text, den der Künstler selbst im Ich-Erzähler Stil geschrieben hat. Sie erhält ihre Dynamik vom Tempo des Schlagzeugs und mal wird dem Text Zeit gelassen, Silbe für Silbe auf der Leinwand einzutrudeln bis die komplette Bildfläche voll ist, mal aber rauschen die Worte auch einzeln mit einer so hohen Geschwindigkeit vorüber, dass man sich kaum sicher sein kann, was man gerade gelesen hat. Man sollte sicher sein in der englischen Sprache, um bei diesem Tempo mitlesen zu können und wird dadurch dann mit sprunghaften Gedanken konfrontiert. Es wirkt als hätte der Künstler auf der Suche nach einer adäquaten Beschreibung eines komplexen Gefühls alles aufgeschrieben was ihm in den Kopf gegangen ist, ganz ohne Filter. Das macht das Mitlesen zum Teil etwas anstrengend und streckenweise überfordernd. Aber dadurch wird es auch unmöglich gemacht sich dem Stück zu entziehen. Für die Gedanken auf der Präsentation, wird sich in Form von Gesprochenen Audio-Aufnahmen und Zitaten, aber auch immer wieder Input geholt. Begleitet wird dies vom Künstler am Schlagzeug, wobei die Beats zum Teil perfekt mit dem Erscheinen der Silben übereinstimmen, oder aber eine Dissonanz erzeugen. Dann scheint es nicht so als würde das Schlagzeug die Präsentation halten, sondern als würde es mit ihr kommunizieren. Man wird in diesem Stück eingeladen und begleitet in den Kopf des Künstlers, dessen Gedanken manchmal rasen und manchmal still stehen, auf der Suche nach der perfekten ausdruckweise für Gefühl, dass sich durch Worte nicht recht beschreiben, sich aber durch die Musik fühlen lässt. Es bleibt zwar individuell ob und in welcher Musik man sich selbst wiederfindet, aber sich auf diese intensive und intime Suche des Künstlers einzulassen ist ohnehin eine bereichernde Erfahrung.

Aiga Alrun Adler

(c) Wolfgang Rappel

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