Die fünfte Ausgabe des internationalen DRAMA|TIK|ER|INNEN|FEST|IVALS Graz – das unter dem Motto ÜBER MORGEN im Juni stattfinden sollte – wird auf Juni 2021 verschoben. Wir (das DRAMA FORUM von uniT und das Schauspielhaus Graz) waren seit Monaten mit den Vorbereitungen beschäftigt und haben voller Vorfreude auf den Juni geblickt, diese Mitteilung fällt uns daher nicht leicht. Die vielen freien Künstler*innen und Gruppen treffen die momentanen Absagen im Kunstbereich natürlich besonders schwer und wir stehen seit Bekanntgabe der Regierung im Austausch mit allen, die mit ihren Stücken, Texten und Gedanken quasi das Festival bilden, um mit ihnen gemeinsam gute Lösungen zu finden.
Für das 5-jährige Jubiläum des internationalen DRAMA|TIK|ER|INNEN|FEST|IVALS war eine ganz besondere Festivalausgabe im Entstehen, die viele Institutionen in Graz, aber auch aus ganz Europa miteinbeziehen sollte: mit Projekten im Rahmen des Graz Kulturjahres 2020, der internationalen Theaterkonferenz der European Theatre Convention, einem Programmpunkt mit flämischen und niederländischen Autor*innen, der Teilnahme des Netzwerks „The Fence“ sowie dem „Young Europe“-Festival, einem Theater- und Diskursprogramm für junges Publikum, das Finale der Zusammenarbeit neun europäischer Theater im Rahmen der European Theatre Convention.
Unser Ziel war es, Räume zu schaffen, um mit (inter)nationalen Autor*innen, Künstler*innen, Journalist*innen, Studierenden, Schüler*innen, Kolleg*innen und dem Publikum mittels zeitgenössischer Dramatik ins Gespräch zu kommen. Unter dem Motto ÜBER MORGEN wollten wir über mögliche schreckliche, aber auch erstrebenswerte Versionen von „übermorgen“ sprechen und darüber, was wir möglicherweise tun können, um manche Entwicklungen zu befördern oder zu verhindern. Das Leben war schneller und die Welt verändert sich gerade rasant. Nun steht die Sorge um die Gesundheit aller im Mittelpunkt, ein wichtiges Anliegen, das uns einiges abverlangt. Die Frage, wie wir Zukunft gestalten wollen, wird dringlicher denn je: Was lernen wir aus dieser Krise? Welche Haltungen werden die Oberhand gewinnen? Kommt es zu Brüchen oder Kontinuitäten bestehender Systeme? All das sind Fragen und Impulse für künstlerische Auseinandersetzungen. Dazu laden wir heute schon ein: zum nächsten Festival im Juni 2021 und zu Aktivitäten des DRAMA FORUM und des Schauspielhaus Graz diesen Sommer und Herbst, denn Texte müssen nicht zuhause bleiben: Sie finden neue Wege, um an ihr Publikum zu kommen!
Wir wollen u.a. in den kommenden Wochen einen visuellen Rahmen für weitere Begegnungen mit den Autor*innen und ihren Arbeiten entstehen lassen. So werden zunächst Texte – auch aus dem abgesagten Festival – auf Textfahnen zu sehen sein: Sätze von Autor*innen erscheinen an Fenstern, quellen aus dem Privatraum in die Öffentlichkeit, sind Botschaften für Passant*innen und Freund*innen. Reaktionen darauf sind gefragt und werden gesammelt – Text generiert Text, Impulse generieren Antworten, Begegnungen in und über Sprache finden jenseits vom Netz statt.
Um zeitgenössischer Dramatik weiterhin eine Bühne zu bieten, hat das Schauspielhaus Graz außerdem die Reihe #neuesdramazuhause ins Leben gerufen. So wurden etwa zwei Dutzend Autorinnen und Autoren aus verschiedenen Ländern beauftragt, Minidramen zu schreiben, die von Schauspieler*innen des Ensembles in kurzen Videos umgesetzt und ab Mai 2020 fortlaufend auf der Homepage des Schauspielhauses und auf dessen Social Media-Kanälen Facebook und Instagram veröffentlicht werden.
Und das DRAMA FORUM präsentiert gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Theaterland Steiermark Theatertexte von 10 Autor*innen an verschiedenen steirischen Orten. Hörinstallationen in leeren Geschäften, Monologe auf freiem Feld, szenische Lesungen in riesigen Hallen… alles richtlinienkonform und dennoch ganz analog.
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im Juni 2021 und wünschen bis dahin allen viel Gesundheit und Kraft!