„Der Sprecher und die Souffleuse“ von Miroslava Svolikova, uraufgeführt im Theater am Lend, ist eines von vielen Stücken, welches gestern den Auftakt zum diesjährigen Dramatikerinnenfestival in Graz gab. Eine Komödie, die den Scheinwerfer des Theaters auf die unbekannten Figuren richtet.
Von Cornelia Scheucher
Die Vorstellung beginnt bald. Wir, also das Publikum, wären jetzt da. Doch was ist mit den Schauspielern los? Die sind nicht da. Stattdessen steht plötzlich die Souffleuse auf der Bühne, denn sie, sie ist immer da. Und sie erzählt von einem Leben im Glaskasten, von Notizen am Rande und von Kaugummi. Und sie redet, und redet, und redet.
Bühne frei für die Mitarbeiter – auf den Brettern, die die Welt bedeuten, die hier ein schwarzer Boden, umrahmt von Vorhängen ist. Es geben sich unter anderem noch der Sprecher, der Bote und ein verwirrter König Lear die Klinke in die Hand. Letzterer taucht alle paar Minuten auf und schreit oberkörperfrei mit Blumenkrone auf dem langen weißen Haar nach seinen Töchtern. Wer liebt König Lear am meisten? Der Sprecher versucht ständig das Publikum hinzuhalten, es möge doch bald losgehen, während der Bote immer wieder über die Bühne schleicht und mit dem Regisseur am Telefon abwechselnd streitet und Liebeszeilen austauscht. Als auch noch ständig das Licht ausfällt, werden wir mit einem weiteren Mitarbeiter des Theaters bekannt gemacht – dem Haustechniker.
„Der Sprecher und die Souffleuse“ der preisgekrönten Dramatikerin Miroslava Svolikova besticht bei seiner Uraufführung unter der Regie von Pedro Martins Beja durch ein unaufgeregtes Bühnenbild, welches jedoch durch Schattenspiele und Lautsprecherdurchsagen durchaus großartige Momente bekommt, und einer fabelhaften schauspielerischen Leistung. Die Personen hinter der Bühne bekommen erstmals ihren großen Auftritt und dürfen aus dem Schatten des Vorhangs treten. Sie sind jetzt an der Reihe und anscheinend haben einige von ihnen schon länger darauf gewartet – wie der Techniker, der sich in Reden über den Strom ergötzt.
Ein durch und durch lustiges Stück, wobei zwischendurch Komik und Verzweiflung Hand an Hand gehen, wie am Beispiel des alten Königs zu sehen ist, der seiner Rolle einfach nicht entfliehen kann. Am Ende überrascht das Stück mit einer Pointe, und der Applaus gilt plötzlich nicht mehr den Schauspielern- pardon Mitarbeitern- sondern auch dem Publikum.
Ein sehenswerter Abend voller ‚Aha- Momente‘ und Fragezeichen.