Ferdinand Schmalz steht zwischen den literarischen Fronten. Er balanciert geschickt zwischen seiner großen Liebe, dem Drama, und der sehnsüchtig erwarteten Prosa. Dass er in beiden Formen brilliert, bewies er bei „Die Leibstücke des Ferdinand Schmalz“ am Freitag im Literaturhaus Graz.
Auf der Rückseite des Drama-Sammelbandes „leibstücke“ von Ferdinand Schmalz steht geschrieben: „theater oder wie ich es nenne: sauna fürs gehirn“. Das Schreiben für die Bühne war es, das Schmalz seit dem Gewinn des Retzhofer Dramapreises 2013 mit „am beispiel der butter“ immer bekannter gemacht hat. Bis er 2017 schließlich mit seinem Prosatext „mein lieblingstier heißt winter“ den Ingeborg-Bachmann-Preis einheimsen konnte. Wer das letzten Sommer verpasst hat, hörte die Geschichte um den Eismann, der mit einer schaurig-kuriosen Aufgabe konfrontiert wird, nun erster Hand aus dem Mund des Autors.
Die sprachliche Genauigkeit, der subtile, aber unüberhörbare Humor in jedem Wort, die exakt zerwürfelten Sätze – ob Prosa oder Drama, Schmalz bleibt sich treu. Trotzdem war der Genre-Wechsel Thema in der Diskussion mit Literaturkritikerin Sandra Kegel: Es habe „Gräben, die man überwinden muss“ gegeben, so Schmalz. Aber: „Meine Liebe zum Theater kann ich nicht verleugnen“. Autor Peter Waterhouse, der das Nachwort zu „leibstücke“ beigesteuert hat, nahm in der Diskussion mit Kegel und Schmalz die nicht sehr bühnenwirksame Rolle des Fischer-Verlag-Werbemannes ein. Sein Argument: In Schmalz‘ Dramen stecken so viele Details, die man auf der Bühne übersehen aber bei der Lektüre merken würde, folglich solle man die „leibstücke“ lieber lesen. Gut gemeint, leider nach hinten losgegangen – was wäre das für ein Drama, das am Papier besser funktioniert als auf der Bühne?
Wie gut die „leibstücke“ auf der Bühne funktionieren, das zeigten gleich zu Beginn des Abends Nico Link in der Rolle des bademeister hannes aus „der thermale widerstand“ sowie Pascal Goffin und Raphael Muff, die sich den „fernfahrerprolog“ aus „dosenfleisch“ aufteilten. Den Schluss machten Ninja Reichert, die erst Tage zuvor das Ernst-Binder-Stipendium bei der Festivaleröffnung verliehen bekam, und Roman Blumenschein. Sie schlüpften in die Rollen von jenny und hans aus „am beispiel der butter“.
Von Hannah Michaeler