The Knitting Pilgrim ist ein Ein-Personen-Stück mit dem kanadischen Schauspieler und Textilkünstler Kirk Dunn, welches am Theater am Lend zu sehen war.
„Strick einfach weiter“, so lautet Kirks Motto, um sein Projekt „Stitched Glass“ zu vollenden. Im Mittelpunkt seiner persönlichen Erzählung stehen drei gestrickte Wandteppiche, welche die drei abrahamischen Religionen – das Judentum, Christentum und den Islam mit ihren positiven und negativen Aspekten darstellen. Aber wie kann ein Mann jene drei Kulturen mit Wolle und Stricknadeln verknüpfen?
Das Stück beginnt zunächst damit, dass jeder dazu eingeladen ist, Wolle und Nadeln aus den Körben, die auf der Bühne platziert sind, zu nehmen und zu stricken. Außerdem gibt es eine „Knit Cam“ für Anfänger, mit jener Kirk zeigt, wie man überhaupt beginnt. Nach einer kurzen Vorstellung, erzählt er von seiner fünfzehnjährigen künstlerischen und spirituellen Reise, bei der er drei Teppiche handgestrickt hat. Diese sollen die Frage, warum Menschen der abrahamischen Religionen nicht miteinander auskommen, beantworten. Es gibt immer wieder kurze Pausen, in jenen er mit Hilfe der „Knit Cam“ zeigt, wie man rechts und links verstrickt oder abkettet.
Das Bühnenbild ist simpel: drei Leinwände, auf jene Bilder und deutsche Untertitel projiziert werden, ein Stuhl, Wolle und Stricknadeln. Mit seiner charmanten und lustigen Art zieht Kirk das Publikum in seinen Bann und das interaktive Stricken löst eine angenehme, ruhige Atmosphäre aus, die passend ist, um ein kontroverses Thema wie Religion zu betrachten. Vorurteile werden aufgedeckt und besprochen, Klischees erklärt und entlarvt und Gemeinsamkeiten hervorgehoben. Kern sind alle drei Religionen verwoben und ziehen an einem Faden. Es wäre besonders interessant gewesen, noch tiefer in die Gemeinsamkeiten einzutauchen. Auch wäre es vom Vorteil gewesen, einige Details und Witze in seinen Erzählungen zu kürzen, um präziser und schneller zum essenziellen Teil seiner Aussage zu kommen. Die Spannung wird oft aufgebaut, die Antizipation des Höhepunktes ist fühlbar. Oft kommt es nicht dazu, da der Akt des Strickens sowie Themenwechsel die Spannung unterbrechen.
Das Ende kam leider abrupt, denn es endet mit der Fertigstellung seiner Wandteppiche. Wortwörtlich. Auf einer Seite ist man erleichtert, dass Kirk es geschafft hat, sein Projekt fertigzustellen, auf der anderen Seite brennen Fragen unter den Fingernägeln: Wie geht es weiter? Welchen Impakt hat dieses Projekt geleistet? Diese bleiben der Selbstinterpretion offen oder man fragt Kirk selbst danach, während man die Möglichkeit hat, die Kunstwerke in echt auf der Bühne zu betrachten und mit Kirk zu reden.
Fazit: Eine interessante Möglichkeit, Vorurteile aufzudecken, über die drei größten Religionen zu lernen und jene mit Nadeln und Wolle nicht nur als Wandteppich aber auch in der Gesellschaft zu verstricken. Ein Theaterstück für all jene, die eine Aufklärung über Religionen und Stricken brauchen – und wie man jene, wie Kirk, erfolgreich vereint.
Von Katharina Stern