Die Absurdität der heutigen Zeit

„Mobile Arbeitsateliers“ erlaubten dem Publikum am 08.06. im HAUS DREI einen Einblick in die im Entstehen befindlichen Texte zweier junger Autorinnen (Enis Maci und Gerhild Steinbruch). Deren Unabgeschlossenheit wurde zwar betont, wäre dem Publikum ansonsten jedoch nicht aufgefallen. – Der langanhaltende Applaus am Ende beider Präsentationen ist Beleg dafür.

Das Begeistern der Zuschauer bleibt neben der grundlegenden Gesellschaftskritik allerdings die einzige Gemeinsamkeit der beiden Darbietungen: Denn während Gerhild Steinbruch, die seit Jänner 2018 mit Bernhard Fleischmann an einem Hörspiel arbeitet, mit ihrem schwarzen Bowler hinter einem Mac vom einzigen Scheinwerfer beleuchtet wird, lässt Enis Maci, in Zusammenarbeit mit Franz-Xaver Mayr, drei Figuren in einem sichtbar engen Auto Platz nehmen. Während dieses Auto-Setting bereits das Publikum zum Lachen bringt, binden schon die ersten Worte Steinbruchs die Faszination der Zuschauer an sich. Mit raschem Sprechtempo fängt sie augenblicklich die menschlichen Ängste und entmenschlichenden Denkmechanismen des heutigen Zeitgeistes ein. Langsam lesen dagegen Macis Figuren Theaterstücke mit gesellschaftskritischem Impetus und versuchen sich mit „Autofahrspielen“ die Zeit zu vertreiben. Futuristische Klänge verdeutlichen Steinbruchs Kritik an der heute in der Gesellschaft dominanten absurden Suche nach optimierter Effizienz und dem Zwang nach lächelnder Fassade. Das Klarinettenspiel und die Singeinlagen der Schauspieler in Macis Werk dagegen führen die Situation ad absurdum und stehen im Kontrast zu den gelesenen Erzählungen wie jener über die Amokfahrerin Olga H.

Obwohl konträr, beeindrucken beide Präsentationen mit ihrer jeweils eigenen machtvollen Eindringlichkeit. Sie machen tatsächlich, wie das Programmheft verspricht, Lust auf mehr. Nämlich mehr Texte und Inszenierungen dieser beiden enormen Talente.

Die Fertigstellung der Texte ist für Ende dieses Jahres geplant.

Von Sarah Strasser

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